Vorbemerkung


Ein – zugegeben – extremes Beispiel ist die 46 n Chr. gebaute Via Claudia Augusta, bei Augsburg (Foto: Wikipedia)

Die derzeitige Planung des Radschnellwegs Hamburg – Bad Bramstedt besteht aus einer bemerkenswerten Anhäufung von Planungsfehlern, die nach unserer Überzeugung nur durch eine Neuplanung geheilt werden kann.

Ein fast 40 km langer Weg wird sich voraussichtlich noch in Jahrhunderten in der Landschaft abzeichnen und nahezu alle Bäume und Häuser an seinem Wegesrand überleben. Eine sorgfältige Planung ist daher oberstes Gebot. Gleichzeitig ist aber auch äußerste Eile geboten, um der sich abzeichnenden Erderhitzung zeitnah zu begegnen. Mit dem Krieg in der Ukraine kommt ein politisch-strategischer Grund und mit den stark gestiegenen Benzinpreisen ein sozialer Aspekt hinzu.

Der ÖPNV erfordert gegenüber dem PkW im Durchschnitt 20% Linienumweg, was in den obigen Werten noch nicht berücksichtigt ist. (Grafik: Bundesumweltamt)

Verkehr macht ca. 18,6% unserer CO2-Emissionen aus, wovon 2/3 auf den Personenverkehr entfallen. Der Radverkehr ist derzeit die einzige Möglichkeit, um nachhaltig unterwegs zu sein! Die Verlagerung auf den ÖPNV bringt keine Lösung, lediglich eine Verbesserung. Und diese Verbesserung ist teuer erkauft, Radverkehr ist vergleichsweise spottbillig! (Hat jemand zufällig Zahlen zur Hand, was der ÖPNV jährlich(!) an Subventionen erhält?)

Es gilt, dem Radverkehr den roten Teppich auszurollen, andernfalls werden die Menschen nicht freiwillig – anders geht es nicht – und zugleich auch massenweise – andernfalls bringt es nix – auf das Fahrrad steigen.

Die angestrebte Verdreifachung des Radverkehrs (vergleichbar DK und NL) würde den Kfz-Verkehr in den Spitzenzeiten um ca. 10% reduzieren. Wenn das gelingt, könne man auf den Neubau von Straßen verzichten, viel Geld und Graue Energie vermeidet und in unserem Fall den Bau einer Ortsumgehung in HU und den 3-4 spurigen Ausbau der Schleswig-Holstein-Straße vermeiden.

Beim Bau von Verkehrsprojekten wird häufig übersehen, dass bereits durch den Bau CO2 emittiert wird – und das nicht zu knapp (Faustformel: 1 t Beton = 1 t CO2, 1 t Stahl = 2 t CO2). Selbstverständlich gilt das auch für den Radwegebau und daher plädieren wir für die Mitnutzung bereits bestehender Ingenieurbauwerke, wo immer es Sinn macht, wie z.B. an der Unterführung Kohtla-Järve-Str/AKN und der Brücke Schirnauweg/A7. Dadurch entfernt sich der RSW zwar etwas von der Luftlinie, beschreibt dabei aber einen Bogen in die richtige Richtung, rückt dichter an HU und Kaki heran.

Das schnellste, preiswerteste und in Hinsicht auf die angestrebte CO2-Vermeidung günstigste Verfahren, ist die Umwidmung von bereits vorhandenen Straßen in Fahrradstraßen. Am besten eignen sich Anliegerstraßen, so wie in HU bereits im Heideweg zum ersten Mal erfolgreich praktiziert und auf dem Hempberg in Norderstedt unlängst beschlossen. Herzlichen Glückwunsch!

Das zweitgünstigste Verfahren ist die Führung des Radwegs über unbebautes Land, z.B. über landwirtschaftliche Flächen oder durch Wälder.

Da Radverkehr besonders umwegsensibel ist, ist eine Linienführung ohne vermeidbare Umwege anzustreben. Ein Umweganteil von unter 10% zur Luftlinie gilt als sehr gut und sollte in einem dünn besiedelten Raum und ohne größere natürliche Hindernisse unbedingt angestrebt werden, andernfalls plant man am Bedarf vorbei. Das gleiche gilt für die Führung eines Radschnellwegs entlang verlärmter Straßen. Radwege die Millionen kosten aber hinterher kaum genutzt werden, werden dem Radverkehr später als sinnlose Geldverschwendung angekreidet.

Wir starten mit der Betrachtung unserer alternativen Planung in Hamburg.